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Am Samstag, den 12.04.2025 trafen wir uns in den Räumen der Pavillon-Presse und begannen den Tag mit einem Frühstück. Ralf Herrmann und der Vorstand haben diesen Tag nicht für den monatlichen Subbotnik gedacht, sondern einen Workshop für Mitglieder imitiert, der die ur-eigensten Bestimmung der Druckkunst bedient: mit Bleisatz setzen und drucken.

Gestärkt begannen wir zu dritt den Workshop unter der Hilfe von Ralf und Uwe mit dem ersten kreativen Akt der Festlegung eines Textes bzw. Spruches. Ich besann mich nicht lange und wählte einen Spruch den ich tags zuvor im bauhaus-Museum gesehen hatte.

 

Katharina Determann (1891-1981) hatte ca. 1919 im bauhaus diesen Spruch mit Feder und Tusche als Übung angefertigt. An der modernsten innovativsten Hochschule und so kurz nach dem ersten Weltkrieg kann man diesen Aufruf als Motto für ihre Tätigkeiten und Motivationen sehen.

Nach dem Motiv galt es nun die Schriftart und den Schriftgrad auszuwählen.

Wir lernten den Gebrauch des Typometers, die Einteilungen der Skalen und basierend auf dem Punkt bzw. dem Geviert weitere Einteilungen. Für mich neu konnte ich den Ausdruck „Cicero“, den ich mir gemerkt hatte, in meine kleine Typografie-Tabelle eintragen. Diese Tabelle sammelt die verschiedenen Fachausdrücke der Typografie mit Anschauung-Beispielen.

Ich wählte für meinen Spruch einen größeren Schriftgrad mit 24p der zusammen mit einer dunklen grünen Druckfarbe die Worte kräftig wirken lassen. Zudem fand ich mit einer plakativen Schriftart – „Reporter 24p“ einen Mittel den Ausruf mit einem historisch anmuteten  Ausdruck zu verbinden.

Aus dem Chaos werde das Schriftbild: Wähle die richtigen Letter, setzte sie einheitlich seitenverkehrt auf eine Linie und ersetze die Leerstellen mit gleichen Füllstücke. Bedenke die Eigenart dieser Schrift, verschiedene kleine „t“ (am Ende oder im Wort), ein komische „u“ mit Überstrich und die vielen verschiedenen Ligatoren, die Typen zusammenziehen.

Irgendwann war der Bleisatz gesetzt und mit zwei starken Balken gerahmt und es galt ihn nun für den Druck vorzubereiten. Uwe nahm den Satz auf, gesichert durch eine starken Faden legte ihn in den Rahmen und fixierte ihn mit Blindstücken. Dabei achtet er immer auf das richtige Maß, auf die Abstände und auf die Positionen.

Als Abschluss hat Uwe mit einem Holzstück auf den Bleisatz geklopft um die Kegel einheitlich auszurichten. Nach der Fertigstellung, der Säuberung ging es zur Druckmaschine.

   

Die Kahle Handtiegel-Presse, die Uwe zuvor für die Papieraufnahme eingerichtet sowie eingefärbt hatte, nahm den Rahmen mit dem Bleisatz auf und war nun bereit die Karten zu drucken.

Wir druckten unsere Karten

Nach der vollendeten Arbeit und nach der Reinigung und Demontage die Bleisatz-Schriftsätze wieder auseinander zunehmen und fein säuberlich in die Kasten zurückzuführen. Jede Type in ihr Heimkästchen. Beim Setzen und demontieren hilft dabei ein Tabelle, die die Verortung im Kasten regelt.

Zum Schluss noch die fertige Karten – das Originale und zwei handgefertigte Varianten.

Fazit: Es war wieder sehr schön. Viel gelernt und die Arbeit an den Basics gibt wieder das Gefühl ein Teil der Druckkunst-Gemeinde zu sein. Und um dem Ganzen eine Krone aufzusetzen, besuchte Uwe und ich die Vorführung des Kinofilms „Lost Pages of War“ von Herrn Marc Giessler und Stefan Knabe im Atrium Kinosaal im Anschluss. Gedreht in Teilen in der Pavillon-Presse-Museum und mit vielen Archivbildern, erzählt er mit einer fiktive Geschichte die Tatsache, dass im Sommer 1945 die US-Army den Knabe Verlag beauftragte ein Buch, eine Kriegschronik  der 327th Fighter Control Squadron herzustellen. Kurz nach Kriegsende, in Zeiten akuten Mangels und unter Schwierigsten Zeiten entstanden die Bücher in der Knabe Verlag Weimar.

Ironie des Schicksal: Mit dem Vertrag von Jalta und den Vereinbarungen zwischen den Siegermächten zog sich die US-Army am 01.07.1945 überraschend aus Thüringen zurück.

So verblieben die Bücher im Verlag und wurden für diesen zur echten Bedrohung wenn die Sowjetischen Besatzungen die amerikanische Propaganda entdecken würden. Daher entschieden die Eigentümer die Bücher unter den alten Dielen der Druckerei zu verstecken. Dort verbleiben sie bis zur Renovierung im Jahr 2001. Aus Angst vor einem Baustopp entschied er Bauherr die Bücher zu „entsorgen“. Einem aufmerksamen Arbeiter ist es zu verdanken, dass einige Exemplare gerettet wurden. Dies ist der historische Hintergrund des Films. Beeindruckend.

     

 

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